Umweltmedizin

Die Häufigkeit chronisch entzündlicher Erkrankungen nimmt stetig zu.Im Verständnis krankheitsbegünstigender und -auslösender Faktoren sind im 21. Jahrhundert zwei Dinge immer offensichtlicher geworden: Erstens ist sind wir einer zunehmenden Umweltbelastung infolge eines komplexeren Spektrums toxischer Verbindungen (Luft, Wasser, Nahrung) ausgesetzt als je zuvor. Zweitens hat man erkannt, dass die Fähigkeit des Einzelnen, toxische Substanzen zu entgiften oder zu biotransformieren und auszuscheiden, von entscheidender Bedeutung für die allgemeine Gesundheit ist.Die individuelle Suszeptibilität, d. h. die genetisch bedingte Empfindlichkeit und die Fähigkeit des Organismus, Belastungen und Schädigungen kompensieren und reparieren zu können (Resilienz, s.u.), bestimmt neben dem Ausmaß der belastenden Umweltfaktoren das Beschwerdebild. Giftstoffe wie Metalle wirken in Abhängigkeit der einmalig aufgenommenen Dosis nicht zwangsläufig unmittelbar toxisch (toxische Wirkung von Metallen), reichern sich jedoch bei kontinuierlicher Exposition im Körper an. So können Metallbelastungen bei zahlreichen Volkskrankheiten eine ursächliche Rolle spielen, indem sie direkt Entzündung fördern (immunogene Wirkung von Metallen) und unterhalten, gleichzeitig systemische Regulationskreise sowie die Zellgesundheit (Mitochondriale Dysfunktion) negativ beeinflussen. Diese chronische Entzündung stört dauerhaft die Immuntoleranz und unser Organismus wird anfälliger und intoleranter (allergische Reaktion bis hin zur Autoimmunkrankheit) gegenüber zahlreichen anderen Umweltfaktoren, die die entzündungsfördernde Wirkung von Metallen triggern. Ähnlich einer Allergie haben Metalle die Fähigkeit, zelleigene Strukturen zu verändern (Modifikation von Proteinen).  Die betroffenen Zellen präsentieren dann “neue“ Oberflächenstrukturen (Neo-Antigene), was bei entsprechender Disposition die Bildung von Autoantikörpern gegen Organzellen induziert und Autoimmunerkrankungen auslöst. 

Es existieren überzeugende Belege dafür, dass selbst geringe toxische Expositionen zur Entwicklung einer Vielzahl von chronischen Gesundheitszuständen beitragen, darunter Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit, Störungen der hormonellen Kreisläufe und chronisch degenerative Erkrankungen, vor allem des zentralen Nervensystems (ZNS) wie M. Parkinson und Demenz; gegenwärtig leiden weltweit 50 Millionen Menschen an Demenzerkrankung (WHO). Bis zum Jahr 2050 wird eine Verdreifachung prognostiziert.

Angesichts der Allgegenwärtigkeit von Chemikalien in unserer Umwelt ist es wahrscheinlich, dass das Modell der toxikologischen Einzelexposition eher die Ausnahme als die Regel ist. Daher ist es von entscheidender Bedeutung zu wissen, wie sowohl die Exposition als auch die toxische Gesamtbelastung bewertet werden müssen, um die toxikologische und immunologische Situation jedes Einzelnen angemessen beurteilen zu können.

In diesem Kontext können auch sehr niedrige (subtoxische) Konzentrationen bereits von potenzieller klinischer Relevanz sind, da Mehrfachbelastungen (auch aus Nahrung und Trinkwasser!) die toxische Wirkung des einzelnen Metalls potenzieren können.

Neben der wünschenswerten, jedoch nur selten möglichen, generellen Expositionsvermeidung gegenüber Noxen ist die Aufrechterhaltung der Resilienz (systemische Widerstandsfähigkeit des Organismus gegenüber externen Störfaktoren), ein therapeutisches Ziel (z. B. adäquate Versorgung mit essentiellen Spurenelementen, Vitaminen und Antioxidantien.  Essentielle Spurenelemente wie Kupfer und Zink werden von toxischen Metallen wie Quecksilber kompetitiv aus ihren Bindungsstellen in Enzymen verdrängt. Es resultiert eine funktionelle Störung des Enzyms und somit eine Beeinträchtigung der Zellregulation, beispielsweise der Entgiftung der Zelle. Auf Organebene wird die Entgiftung in der Leber gehemmt, was zur Verstärkung der toxischen Belastung mit Quecksilber und zahlreichen anderen Metallen und Toxinen führt.

Ein Schwerpunkt in hiesiger Praxis ist die Umweltmedizin. Wir untersuchen die grundlegende Biochemie und Genetik der Biotransformationswege im Organismus, bringen Organsystemstörungen und mögliche toxische Expositionen und bereits manifeste Belastungen in Verbindung und beauftragen Laboranalysen, die bei der Aufarbeitung von belastenden Umweltfaktoren wie beispielsweise (Schwer-)Metallen therapeutisch zielführend sind. Im Anschluss an diese elementäre Analytik werden spezifische Therapieansätze im Rahmen eines integrativen Behandlungskonzepts detailliert dargestellt. Diesem Vorgehen liegt ein einzelfallbasierter, funktioneller Ansatz zugrunde, mit dem es möglich ist, die für die Diagnose und Behandlung der umweltbelastenden Aspekte Ihrer Gesundheitsgefährdung bzw. Krankheitsbilder die richtige therapeutische Strategie zu finden.

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